Nachhaltigkeit „vor Ort“ zu gestalten bedeutet, ökonomische, ökologische und soziale Ziele mit lokalen Bedürfnissen und kulturellen Gegebenheiten zu vereinen. Eine wichtige Rolle kommt deshalb den Kommunen zu, weil auf dieser Ebene die Folgen des Ausbaus neuer Energien verhandelt werden. Da der ländliche Raum keine homogene Masse ist, sondern jedes Dorf, jede Kommune und jede Region spezifische Aufgaben zu schultern hat, müssen individuelle Ansätze vor Ort entwickelt werden. Gegenwärtig stehen ländliche Regionen hier zusätzlich vor Herausforderungen wie dem demographischen Wandel, fehlender Arbeitsmöglichkeiten und dem Höfe- und Dorfsterben. Gleichzeitig gab es gerade in Zeiten der globalen Pandemie, aber bereits auch schon davor, eine Trendwende hin zum Landleben verbunden mit dem Wunsch nach einer bezahlbaren Idylle fernab der lauten Stadt, mit Haus, Hof, Garten und einem Leben im Grünen.

Innovative Konzepte nachhaltiger Entwicklung können hier ansetzen und dazu beitragen, dass mehr Menschen im ländlichen Raum nicht nur schlafen, sondern dort auch arbeiten können. Vom täglichen Bedarf bis zu kulturellen Aktivitäten kann Neues entstehen und Bestehendes erhalten werden, um aktive Dorfgemeinschaften zu gestalten. Konkret können Kommunen eigenständige Projekte auf den Weg bringen und beispielsweise Wirtschaftsakteure wie Gründerinnen und Gründer bei Förderanträgen oder bei der Vernetzung mit bestehenden Strukturen unterstützen.

Entwicklung des ländlichen Raums durch die EU
Bericht der Bundesregierung zur Entwicklung ländlicher Räume
Digitale Dörfer

Lebenswert und Zukunftsfest. Eine neue Politik für ländliche Regionen 
Smart City und Smart Village - Digitale Strategien für Stadt und Land (5 Thesen)

Mehrgenerationenhäuser – Ort für die Dorfgemeinschaft

Eines der großen Probleme auf dem Land ist der demographische Wandel. Immer mehr junge Menschen ziehen in Städte und nur die älteren Bevölkerungsgruppen bleiben zurück. Diese benötigen mehr ärztliche Versorgung, Pflege, und andere Unterstützung. Generationenhäuser sind eine Methode Menschen vor Ort zu binden und aktive Dorfgemeinschaften zu fördern.

Hierbei stehen der gesellschaftliche Zusammenhalt und die Förderung von Familien im Vordergrund.. Dies befördert die Rücksicht auf nachfolgende Generationen und damit nachhaltiges Denken. Somit sind gerade Familien die Zukunft einer jeden Gemeinde. Mehrgenerationenhäuser sind Begegnungsstätten über Generationen hinweg und bilden einen Beitrag zur aktiven Teilhabe am kommunalen Leben.

Sie erhöhen die Lebensqualität eines Dorfes und stärken den Zusammenhalt und die Identifikation mit der eigenen Heimat. Hier können von der Kita, über Teile der örtlichen Schule, bis hin zum Seniorenkreis und anderen Kreisen alle Generationen unter einem Dach kulturellen, kreativen und politische Aktivitäten nachgehen, in denen sich ausgetauscht und vernetzt wird. Wichtig ist hierbei, dass es sich um einen inklusiven Ort handelt, der für alle Teile der Gesellschaft offensteht. Hierzu gibt es mehrere große Initiativen auf Bundes- und Landesebene, in denen Kommunen Fördermittel abgreifen können.

4Generationen-Park Wathlingen, Kreis Celle

Coworking-Spaces / Co-Living / Maker-Spaces auf dem Land

Ein zentraler Punkt für Nachhaltigkeit ist der Bereich Arbeit. Wenn Menschen dort arbeiten wo sie auch wohnen, fällt das Pendeln und damit einhergehend meistens die Fahrt mit dem Auto weg, was auch zur Steigerung von Lebensqualität führen kann. Zum Teil könnte dadurch auch das oftmals übliche Zweitauto im Haushalt eingespart werden. Mit Co-Working Spaces oder Maker-Spaces gibt es kreative Ideen für geteilte Arbeitsräume, in denen neben dem klassischen Büroarbeiter auch Handwerker und andere Dienstleister tätig sind. Hierbei muss Rücksicht auf die Bedarfe der ländlichen Nutzer gelegt werden, wie zum Beispiel das Bereitstellen einer größeren Werkstatt mit gemeinsam nutzbaren Geräten. Dabei können sehr gut alte, freistehende Bauernhäuser oder Bahnhöfe genutzt werden.

Solche Angebote können auch „Teilzeitlandbewohner“ im sogenannten „Workation“ nutzen. Dabei können sich Teilnehmer in Co-Working-Stationen im ländlichen Raum für eine begrenzte Zeit einmieten und vor Ort in einem „Co-Living-Haus“ wohnen, um für einen Urlaub oder ein Projekt aufs Land zu ziehen.  Diese Form des „Co-Living“ kann auch für Städter als Test genutzt werden, ob das Wohnen auf dem Dorf für sie die richtige Lebensweise ist.

Großer Nutzen solcher Projekte ist das Einführen der sogenannten „Sharing Economy“, bei der Raum, Geräte und anderes gemeinsam genutzt werden können. Zudem können solche Stätten als Kreativorte für die gesamte Dorfgemeinschaft genutzt werden, bspw. können hier kulturelle Veranstaltung, Nachbarschaftshilfen oder weitere gemeinsame Aktionen durchgeführt werden. So entsteht eine aktive Gemeinschaft, die durch den Austausch neue kreative Ideen entwickeln kann.

Co-Working in der Praxis

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Digitale Austauschplattformen

Durch die Digitalisierung können sich Bürgerinnen und Bürger im ländlichen Raum schneller und einfacher miteinander vernetzen, sodass bspw. eine digitale Nachbarschaftshilfe als Austauschplattform für Wissens-, Waren- und Dienstleistungsaustausch genutzt werden kann. Hier können Ressourcen durch den Austausch und die Vernetzung von Akteuren eingespart werden, indem etwa selten genutzte Geräte ohne Verschleiß geteilt werden. Einen Einblick in die Praxis gibt die Initiative des Fraunhofer Instituts für Experimentelles Software Engineering „Digitale Dörfer“.

Wichtig ist bei der immer größeren Bedeutung von digitalen Angeboten, dass auch die älteren Generationen durch Weiterbildungsmaßnahmen sich im digitalen Raum bewegen und die breiten Angebote der digitalen Welt nutzen können. Andere Hebel sind eine digitale Kommunalverwaltung und die Bereitstellung einer nachhaltigen öffentlichen Grundversorgung, die regionale Akteure einbezieht und ganzheitlich agiert.

Hierzu gehören Projekte wie die Apotheke 2.0, ein Zusammenschluss von ländlichen Apotheken zu einer Online-Apotheke, Online-Arztsprechstunden, Nachbarschaftsläden und Sparkassenbusse, die dezentrale Angebote auf das Land bringen.

Dorfapp

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