In Deutschland sind rund 62 Prozent der Methan- und 79 Prozent der Lachgasemissionen sowie 7,4 Prozent der Treibhausgasemissionen auf landwirtschaftliche Aktivitäten zurückzuführen.Die intensivierte Landwirtschaft hat zudem zu einer Abnahme der biologischen Vielfalt beigetragen. Andererseits ist die Landwirtschaft durch Starkregen und Dürren aktiv vom Klimawandel betroffen. Die Landwirtinnen und Landwirte sehen sich einem hohen Wettbewerbsdruck ausgesetzt, der die Existenz vieler Betriebe gefährdet. Innovationen können dazu beitragen, dass der Klima- und Umweltschutz in der Landwirtschaft weiter erhöht wird und die Landwirtinnen und Landwirte durch Effizienzsteigerungen und Arbeitsoptimierung dem hohen Wettbewerbsdruck begegnen können. Folglich sind Innovationen ein wichtiger Baustein, um eine Transformation der Landwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit und Biodiversität zu erreichen.

Neue genomische Verfahren / Neue Züchtungstechnologien

In den letzten Jahren hat die Biotechnologie vielfältige Innovationen entwickelt, die Einfluss auf die Pflanzenzüchtung in der Landwirtschaft haben werden. Hierzu zählen neuartige genomische Verfahren (NGT), die unter dem Begriff der Neuen Züchtungstechnologien subsumiert werden. Im Unterschied zur klassischen Gentechnik werden Gene nicht von außen eingeführt, sondern es wird auf einzelne, in der Pflanze befindliche Bausteine zurückgegriffen, die gezielt entfernt oder umgeschrieben werden. Diese molekularbiologischen Methoden können Pflanzen so verändern, dass diese eine Toleranz gegenüber ungünstigen Wetterbedingungen und Pilzerkrankungen entwickeln sowie weniger Pflanzenschutz- und Düngemittel benötigen. Dadurch kann nicht nur eine bessere Anpassung an den Klimawandel erfolgen und der notwenige Umweltschutz im Agrarsektor verbessert werden, sondern gleichzeitig auch vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung die Erträge gesteigert werden. Eine Studie der Europäischen Kommission von April 2021 kommt zu dem Ergebnis, dass die genomischen Verfahren das Potential haben, die Ziele des Green Deal sowie die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen für widerstandsfähigere und nachhaltigere Agrar- und Lebensmittelsysteme zu erfüllen. Für CRIPSR / Cas, der bekanntesten molekularbiologischen Methode, erhielten ihre Erfinderinnen 2020 den Chemie-Nobelpreis, da die Methode nicht nur die Grundlagenforschung revolutioniert habe, sondern auch im medizinischen Bereich neue Behandlungen ermögliche.

Forschungsprojekt PILTON

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Digitalisierung der Landwirtschaft

Mithilfe der Digitalisierung können Arbeitsabläufe optimiert und die Effizienz landwirtschaftlicher Betriebe gesteigert werden sowie der Umwelt- und Ressourcenschutz verbessert werden. So können kleine Agrarroboter, die den Boden schonender bearbeiten als große Maschinen, zum Schutz dieser lebensnotwendigen Ressource beitragen und dabei auch  die Landwirtinnen und Landwirte entlasten. Durch die präzisere Anwendung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern gleichzeitig entstehen finanzielle Vorteile für die Landwirtinnen und Landwirte, die weniger Pflanzenschutz- und Düngemittel einkaufen müssen. Drohen können dazu beitragen, dass vor der Mahd Rehkitze entdeckt und gerettet werden. Die Digitalisierung beschleunigt den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft und fördert den Innovationsstandort Deutschland. Neue Unternehmen und Arbeitsplätze entstehen, welche sich auch positiv auf den ländlichen Raum auswirken, der traditionell eng mit der Landwirtschaft verbunden ist. Das BMEL hat das Zukunftsprogramm Digitalpolitik Landwirtschaft entwickelt, dem in den nächsten Jahren rund 100 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Fodjan Smart Feeding, eine Online-Plattform für Fütterungsmanagement

Algen als Superfood

Expertinnen und Experten verweisen zunehmend auf das Potential von Algen, die in unserer Ernährung bisher kaum eine Rolle spielen. Algen enthalten wichtige Proteine, Mineralien, Ballaststoffe und Fettsäuren. Sie sind lange haltbar, leicht zu transportieren und einfach in den Speiseplan zu integrieren. Der Algenanbau stellt eine besonders nachhaltige Art der Pflanzenkultivierung dar, denn es werden weder Landflächen noch Süßwasserressourcen benötigt und auch Düngemittel sind nicht notwendig, da die meisten Meeresregionen über ausreichend Nährstoffe verfügen. Weltweit existieren ungefähr 400 000 Algenarten, die nicht nur im Meer, sondern auch in Seen, Flüssen, Böden, Pilzen und Flechten vorkommen und in Lebensmitteln, Kosmetika und Medikamenten verarbeitet werden. Mikroalgen, die in geschlossenen Anlagen angebaut werden können, sind hinsichtlich ihres Potenzials ebenfalls nicht zu unterschätzen: Sie erbringen rund achtmal so viel Biomasse pro Hektar wie ein Kornfeld. Obwohl Algen nicht die gesamte Ernährungssicherheit gewährleisten können, haben Sie dennoch das Potential, ein wichtiger Baustein im Kampf gegen den Hunger zu werden.

Mikroalgen als Futtermittelergänzung in der Schweinemast (AlgaPork)

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Ernährungsinnovation mit Potenzial

Start up „Legendairy Foods“ Gründerin und Unternehmerin Dr. Britta Winterberg