Eine nachhaltige Transformation der heutigen Unternehmens- und Finanzwelt impliziert tiefgreifende Veränderungen, von neuen Geschäftsmodellen und Finanzierungsinstrumenten bis hin zu neuen Formen des Reportings und Controllings. Hierfür bedarf es erheblicher Ressourcen, Kreativität, unternehmerisches Engagement und Risikobereitschaft ebenso wie Zeit und politische Rahmenbedingungen.
Einen wichtigen Beitrag für diesen Wandel stellen sog. Impact Start-Ups dar. Als eine organisationale Innovation sind diese jungen Start-Ups bedeutend, da sie nicht nur ihre Strukturen von Anbeginn nachhaltig ausrichten und entsprechende Produkte und Geschäftsmodelle im Markt etablieren. Sie sind zugleich ein volkswirtschaftlicher Treiber für die Internalisierung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenswelt und Vorbild für die Vereinbarkeit von wirtschaftlichem Erfolg und nachhaltiger Entwicklung.
Gleichzeitig sind aber auch all jene technologisch-organisationalen Innovationen von hoher Bedeutung, die tradierte Unternehmen bei der Transformation bestehender Strukturen unterstützen. Dies betrifft zum einen die Frage, wie Nachhaltigkeit in kleinen und mittelständischen Unternehmen implementiert werden kann, welche häufig geringe Ressourcen zur strategischen Verankerung nachhaltiger Entwicklung haben. Zum anderen betrifft es aber etwa auch die Herausforderung, trotz unterschiedlicher Standards weltweit adäquate Informationen für die Beurteilung der Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen aufzubereiten und bereitzustellen, sowohl für Kunden als auch für Investoren. Denn auf dem Finanzmarkt klagen Investoren über ein zu geringes Angebot an nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten und überzeugenden Geschäftsmodellen. So werden trotz eines wachsenden Bewusstseins die enormen Potenziale einer nachhaltigen Transformation für Unternehmen und den Kapitalmarkt nur unzureichend ausgeschöpft.
Unternehmensgründungen sind für jede Volkswirtschaft bei der nachhaltigen Transformation unerlässlich. Anders als tradierte Unternehmen nutzen gerade junge Unternehmen modernste Technologien und Ansätze umfassender, um nachhaltige Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen schnell zu entwickeln und auf dem Markt zu etablieren. Damit beschleunigen junge Unternehmen den Wandel der Unternehmenswelt, wirken als Vorbilder für Andere und tragen dazu bei, Nachhaltigkeitsziele volkswirtschaftlich zu internalisieren. Junge nachhaltig orientierte Unternehmen sind aber nicht nur Treiber des Wandels.
Als sog. impact Start-Ups sind sie auch an sich eine organisationale bedeutende Neuerungen innerhalb des deutschen und europäischen Innovationsökosystems. Anders als klassische Start-Ups zeichnen sich diese Unternehmen dadurch aus, dass sie den Anspruch haben, ein konkretes gesellschaftliches oder ökologisches Problem erfolgreich zu lösen. Impact Start-Ups, die man je nach konkretem Problem auch als Green-, Social- oder Sustainable Start-Up bezeichnen kann, erzeugen einen wirtschaftlichen Mehrwert (Gewinn, Arbeitsplätze, Rendite für Kapitalgeber) und leisten zugleich einen sozialen/ökologischen Beitrag. Oftmals spricht man daher auch von einer doppelten Dividende solcher Start-Ups. Jenseits dessen zeichnen sich solche Start-Ups auch dadurch aus, dass deren Gewinne oftmals direkt in die Produktentwicklung (noch nachhaltigere Produkte) zurückfließen oder für eine noch größere Wirksamkeit (größere Reichweite, mehr Kunden) eingesetzt werden. In vielen Fällen nutzen solche Start-Ups außerdem spezielle Social und Sustainable Reporting Standards, um ihre Nachhaltigkeit nachzuweisen.Welch Bedeutung Impact Start-Ups bereits heute zukommt, verdeutlichen z.B. die Zahlen des Green Start-Up-Monitors. Während allein von 2006 bis 2014 mehr als 190.000 Impact-Start-Ups gegründet wurden, die mehr als 1,2 Millionen Arbeitsplätze geschaffen haben, sind im Jahr 2021 bereits mehr als 30% aller Start-Ups diesem Bereich zuzuordnen.
KMUs fungieren als Protoyp für langfristig orientierte Unternehmensunterscheidungen jenseits der ebenfalls prototypisch auf den kurzfristigen Profit ausgerichteten börsenorientierten Unternehmen. Grund hierfür ist, dass KMU meist Inhaber- und Familiengeführt sind. Zudem sind sie häufig regional stark verankert, bieten damit z.T. auch in der Fläche attraktive Arbeitsplätze und verantworten einen Großteil der Ausbildungsplätze in Deutschland.Darüber hinaus weisen diese Unternehmen oftmals eine hohe technische, prozessuale und organisationale Kompetenz auf, die für einen erfolgreichen Erneuerungsprozess mobilisiert werden kann. Bei der strategischen Umsetzung des Themas Nachhaltigkeit hinken sie jedoch im Vergleich zu großen Unternehmen hinterher, gleichwohl sie dem Thema eine hohe Bedeutung beimessen.
Das Hauptproblem von KMU ist allerdings, dass sie weniger Ressourcen für eine strategische Implementierung des Themas zur Verfügung haben und die Schnittstelle zur laufenden digitalen Transformation nur unzureichend adressieren. Dieses Hinterherhinken kann in Zukunft zu einem Wettbewerbsnachteil für KMU werden, z.B. wenn eine stärkere Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Kreditvergabe (siehe sustainable finance) KMU den Zugang zu Kapital erschwert.
Während bereits heute die Anpassung von Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten diskutiert werden und erste Netzwerke zur Unterstützung von KMU existieren, stehen bereits Innovationen für diese Herausforderung bereit. Ganz konkret etwa zeigt sich, dass im B2B-Bereich zunehmend Plattformen und Softwarelösungen entwickelt werden, die Unternehmen u.a. dabei unterstützen, ihre Emissionen automatisiert zu erfassen, zu reduzieren und zu reporten. Damit werden nicht nur innovative digitale Wege für das Nachhaltigkeitsmanagement selbst vorangetrieben. Es werden durch Start-Ups entsprechende Geschäftsmodelle etabliert, die über eine Automatisierung und Digitalisierung eine ressourcensparende strategische Implementierung von Nachhaltigkeit ermöglichen.
Welches Potenzial in diesem Ansatz steckt, zeigen Marktanalysen, die zum einen bis 2028 ein Anwachsen des weltweiten Marktes für solche Lösungen auf bis zu 15 Mrd. USD prognostizieren. Zum anderen zeigen Marktanalysen, dass sich bereits heute in Europa viele Start-Ups mit teils sehr unterschiedlichem Fokus (Emissionsmanagment, Transparenz von Lieferketten, Kreislaufwirtschaft, Reporting) auf dem Markt etabliert haben.
Studien heben hervor, dass mehr als die Hälfte aller Umweltinnovationen in Deutschland auf der Gründung grüner Unternehmen fußt. Oftmals stehen junge Unternehmen nach ihrer Gründung und ersten wirtschaftlichen Erfolgen allerdings vor der Herausforderung, ausreichend Kapital für die weitere Skalierung ihrer Innovationen zu akquirieren. Gerade diese Skalierung ist jedoch entscheidend, wenn sich eine nachhaltige Innovation dauerhaft und in der Breite eines Marktes durchsetzen soll. Blickt man gleichzeitig auf die Seite von Investoren, ist dieser Mangel an Kapital eigentlich erstaunlich, sind Investoren doch zunehmend für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert. Dies liegt einerseits daran, dass Investitionsrisiken resultierend aus Umweltschäden, hohem Ressourcen- und Energieverbrauch oder schlechten Sozialstandards stärker gewichtet werden. Zum anderen werden aber auch die Wachstumspotenziale nachhaltiger Innovationen und Unternehmen zunehmend erkannt.
Blickt man auf Umfragen unter Investoren, beklagen diese immer wieder eine mangelnde Datenlage und Nachvollziehbarkeit der tatsächlichen Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen. Ganz konkret zeigt sich etwa, dass trotz aller Bemühungen bis heute keine globalen Standards für die Messung und das Reporting von Nachhaltigkeitskriterien existieren. Darüber hinaus werden die vorhandenen Informationen in vielen Fällen weder standardisiert noch von unabhängigen Dritten erhoben, was wiederum die Vergleichbarkeit existierender Informationen sehr schwierig macht, so dass Investitionen gehemmt werden. Dieses Problem ist insofern virulent, da hierdurch zugleich jenes Green Washing erleichtert wird, dass das Vertrauen in den nachhaltigen Wirtschafts- und Finanzsektor schwächt.
Während die Politik zunehmend über verschiedene Maßnahmen zur Steuerung von Finanzflüssen in nachhaltige Unternehmen und nachhaltige Innovationen diskutiert (sustainable finance) und hierbei auch die Standardisierung von Nachhaltigkeitsmetriken eine Rolle spielt, existieren parallel eine Reihe unterschiedlicher Metriken und neue Bilanzierungsansätze, um die Nachhaltigkeit von Unternehmen zu erfassen. Auch die EU hat in der jüngeren Vergangenheit bereits regulatorische Bemühungen unternommen, welche die explizit verantwortungsvolle und nachhaltige Investitionen fördern und das Greenwashing verhindern sollen. Zusätzlich zu diesen eher klassischen Ansätzen gibt es aber auch neue innovative Ansätze im FinTech-Bereich. Unter Nutzung neuester Technologien, wie etwa Big Data Analysis und KI, werden dabei automatisiert Informationen über Unternehmen und deren Nachhaltigkeitsperformance gesammelt und so eine möglichst objektive Bewertung der Nachhaltigkeit zu erstellen. Hierbei werden nicht nur einzelne Unternehmen bewertet, sondern zugleich ganze Datenräume geschaffen, die mehrere tausend Unternehmen abbilden und auf eine Vielzahl unterschiedlicher Informationsquellen zugreifen, die öffentlich zugänglich sind.